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Teufelskreis Neurodermitis: Mehr Hoffnung für Betroffene?
Was ist Neurodermitis – auch atopische Dermatitis genannt – eigentlich? Welche Symptome sind charakteristisch und wie wird sie diagnostiziert? Die beiden Dermatologen Dr. Peter Weisenseel und Prof. Dr. Dr. Sven Quist geben Antworten auf diese Fragen. Sie berichten über ihre Erfahrungen aus der täglichen Praxis zum „Teufelskreis Neurodermitis“: Dr. Weisenseel erklärt die aktuelle Situation „Zwischen Leidensdruck und Perspektiven“ und Prof. Quist zeigt Wege „Von der Diagnose zur Therapie“ auf.
Was ist Neurodermitis und welche Auswirkungen hat sie auf die Betroffenen?
Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, deren Ursache noch nicht vollständig geklärt ist.[1] Patient*innen haben in der Regel einen langen Leidensweg. Juckreiz und Hautrötung stehen bei der Symptomatik im Vordergrund.[2] Gerade der Juckreiz wird von den Betroffenen meist als sehr quälend empfunden, so dass die Erkrankung oft zu Einbußen in der Lebensqualität führen kann.[3],[4]Neurodermitis kann mannigfaltige Auswirkungen auf die Menschen haben, die damit leben: Da diese sich durch das Erscheinungsbild ihrer Haut oft gehemmt fühlen, leiden die sozialen Kontakte darunter. Auch der eine oder andere Berufswunsch wird aufgrund der Neurodermitis hinten angestellt, weil Betroffene beispielsweise wegen ihres Äußeren nicht zu sehr im Kundenkontakt stehen möchten.[5] Neurodermitis „ist nicht nur ein Problem der Haut“, wie Dr. Weisenseel im Video deutlich klarstellt, sondern eine systemische Erkrankung, wie auch Prof. Quist ergänzend ausführt. Es handelt sich um eine Krankheit, die den ganzen Körper betrifft.
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Eine Entzündung hat Wechselwirkungen im ganzen Körper:[6],[7] So leiden Betroffene häufiger unter Allergien wie Kontakt- oder Lebensmittelallergien.[8] Des Weiteren wird der Nachtschlaf der Betroffenen regelmäßig durch den quälenden Juckreiz gestört,[9] sodass diese sich tagsüber oft müde und nicht leistungsfähig fühlen. Eine weitere gravierende Begleiterscheinung von Neurodermitis ist, dass Betroffene häufiger unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen leiden.[10]
Teufelskreis: Juckreiz und Kratzen
Das Leitsymptom Juckreiz löst bei vielen Betroffenen einen Teufelskreis aus: Durch das Kratzen werden neue Entzündungszellen in der Haut aktiviert. Diese reizen die Nervenzellen, was wiederum zu Juckreiz führt. Aus diesem Grund ist es von zentraler Bedeutung und der größte Wunsch der Patient*innen, den Juckreiz zu unterbinden, wie beide Dermatologen betonen.[11]
Neue Perspektiven
Im Sinne der Patient*innen wäre es ein großer Schritt, wenn eine Therapie diesen „Teufelskreis Neurodermitis“ verbessern könnte. Wie Prof. Quist herausstellt, sollte der Therapiebeginn im Optimalfall so früh wie möglich erfolgen. Das Ziel sei es, die betroffene Person so zu behandeln, „dass sie nicht mehr ständig mit ihrer Haut beschäftig ist“, sagt Dr. Weisenseel. Dazu gehöre:
- Den Juckreiz deutlich zu lindern
- Das Aussehen der Haut zu verbessern, was unmittelbar das Wohlbefinden erhöht
- Eine sichere Therapie, ohne oder mit nur geringen Nebenwirkungen zur Verfügung zu stellen
- Verschiedene, maßgeschneiderte Therapien
- Und last but not least: den Betroffenen damit Lebensqualität zurückzugeben
Auf dem Gebiet der Neurodermitis wird aktuell viel geforscht, sodass Patient*innen bald noch größere Hoffnung in erfolgreiche Therapien setzen können.
[8] Cribier B. Ann Dermatol Venereol. 2019; 146(12S3):12S67–12S75.
[9] Silverberg JI. Ann Allergy Asthma Immunol. 2019; 123(2):144–151.
[10] Langenbruch A et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2014; 28(6):719–726.
[11] Ständer S et al. J Drugs Dermatol. 2020; 19(10):921–926.