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Vorbereitungen für Parkinsonnetz Rhein-Neckar+ laufen auf Hochtouren

3,2 Millionen Jahre! Das ist die Summe an verlorenen Lebensjahren und mit krankheitsbedingten Einschränkungen gelebten Jahren, die durch Parkinson weltweit verursacht wird. [1] Obwohl die nicht-heilbare Erkrankung mittlerweile gut therapierbar ist, stellen Diagnose und Behandlung nach wie vor eine Herausforderung dar: Die Symptomatik ist sehr individuell und die Krankheitssituation kann sich jederzeit ändern. Umso wichtiger für die adäquate Versorgung der Patient*innen ist die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten – seien es Klinik, Fach- und Hausärzte, Logopäden, Pflegende, Apotheker, Physio- oder Psychotherapeuten. „Kommunikation ist das A und O“, sagt Dr. Andreas Becker. Als Chef der Abteilung für Neurologie im SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg arbeitet er in der Metropolregion Rhein-Neckar zurzeit am Aufbau eines Parkinson-Netzwerks – ein Erfolgsmodell, das sich bereits in anderen Regionen Deutschlands bewährt hat.

Höhere Versorgungsqualität durch multiprofessionelle Zusammenarbeit
Parkinson-Netzwerke dienen dem Wissens- und Erfahrungsaustausch, der Weiterbildung und Schulung. Ihr vorrangiges Ziel ist es, die Versorgung durch multiprofessionelle Zusammenarbeit zu verbessern. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit der Netzwerke: Parkinson-Patient*innen profitieren von einer engen Zusammenarbeit aller Beteiligten. [2] Die Versorgungsqualität steigt, da sich die verschiedenen Behandler – dazu zählen neben Ärzten u. a. auch Physiotherapeuten, Parkinson Nurses, Logopäden, Psychotherapeuten und mehr – permanent austauschen und voneinander lernen. Wenn sich die Netzwerk-Mitglieder kennen, wissen sie, welche Kolleg*innen ihrem Patienten bestmöglich helfen können. Zudem entwickelt das Netzwerk auf Basis einer direkten und vertrauensvollen Kommunikation gemeinsame Therapiestandards. [3] Wird zudem gut abgestimmt therapiert, kann der Bedarf an Parkinson-Medikamenten mit Augenmaß besser koordiniert werden.
Fachtagung 2021: Wenn Netzwerke netzwerken
Impulse für sein Netzwerk holte sich Dr. Becker Anfang Dezember 2021 unter anderem bei der zweitägigen Fachtagung der deutschen Parkinson-Netzwerke. Mehr als 100 Teilnehmer*innen folgten der Einladung der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG e.V.). Auf dem Programm des virtuellen Events standen Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops, die allesamt dem Austausch der teilnehmenden Ärzt*innen, Therapeut*innen, Wissenschaftler*innen sowie Vertreter*innen der Kostenträger und Industrie dienten. Die Fachtagung der DPG ist eine gute Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, um die Versorgungsqualität weiter zu verbessern, und die Idee der Netzwerke auch Dritten näherzubringen.
Aus Skepsis…
Dr. Becker hielt als Gast der Tagung einen Vortrag zur Netzwerk-Dynamik für Parkinson-Patient*innen in der Region Rhein-Neckar. Dort sind aktuell rund 1.000 Betroffene unterversorgt. Er gesteht freimütig: „Bis vor Kurzem mochte ich Netzwerke ehrlicherweise nicht – gefühlt hatten sie für mich keinen großen Impact.“ Seine Ansicht änderte sich, als er auf Einladung von Nico Schmidt ein paar Monate zuvor einem virtuellen Treffen des Parkinsonnetzes Münsterland+ beiwohnte. Nico Schmidt hat als Manager Government Affairs, Public Health & Policy bei AbbVie den Aufbau mehrerer Parkinson-Netzwerke eng begleitet: „Wir möchten fach- und sektorübergreifend viele schlaue Köpfe und das Knowhow unterschiedlicher Versorger zusammenbringen – immer mit dem Ziel, die Versorgungsqualität zu verbessern.“ Das erfolgreiche Konzept zieht seine Kreise und auch andere erkennen das Potential der Netzwerke – sowie Dr. Becker.
…wird Begeisterung
„Ich war beim Münsterländer Treffen beeindruckt vom Impact des Netzwerks und der Motivation der Beteiligten, die um ein Vielfaches höher war als alles, was ich bisher unter Netzwerk verstanden habe“, so Dr. Becker. Schließlich beschäftigte sich der Neurologe selbst intensiv mit dem Thema Netzwerk. Welche Arten gibt es? Wie funktionieren sie? Wie kann man die Wirksamkeit belegen? Der ausführlichen Recherche folgte die praktische Umsetzung mit dem Aufbau eines eigenen kleinen Netzwerks auf dem Heidelberger SRH Campus. Mit dabei waren unter anderem Beschäftigte des Kurpfalzkrankenhauses, der Hochschule für Therapiewissenschaften oder der Fachschule für Logopädie – allesamt mit dem Fokus auf die Parkinson-Behandlung. „In diesem kleinen Netzwerk konnte ich die Mechanismen des Konstrukts studieren und die richtigen Schlüsse für ein größeres Netzwerk ziehen, das nun bald an den Start gehen soll“, erklärt Dr. Becker. „Wir haben gesehen, dass es funktionieren kann und im Gegensatz zu früher macht mir Netzwerken heute Spaß.“
Netzwerk in den Startlöchern: Rhein-Neckar +
In Heidelberg ist man vom Konzept der Parkinson-Netzwerke überzeugt; das Team um Dr. Becker treibt die Gründung des eigenen Netzes mit Hochdruck voran. Mittlerweile wurden zahlreiche weitere Partner in der Region gefunden, die das Gründungsteam komplettieren – darunter das Städtische Klinikum in Ludwigshafen und das Diako Krankenhaus in Mannheim. Anfang Mai 2022 soll der offizielle Startschuss für das Parkinsonnetz Rhein-Neckar+ fallen.
„Wir haben alle richtig Bock!“, so Dr. Becker. „Uns verbindet der Wunsch, dass die Betroffenen von den grundlegendsten Bedürfnissen bis zur komplexen Therapie alles, was sie benötigen, sozusagen aus einer Hand bekommen. Wir möchten ihnen Zeit ersparen, die sie bisher auf der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern verloren haben, und wir möchten ihnen mit der richtigen Behandlung qualitative Lebenszeit schenken.“
AbbVie als Netzwerkpartner AbbVie initiiert und fördert den Aufbau von Parkinson-Netzwerken seit 2016 – zuletzt in Münster, Bremen und der Rhein-Main-Region. Von den bisher gemachten Erfahrungen profitieren wiederum neue Netzwerke wie das Parkinsonnetz Rhein-Neckar+. Vorrangig geht es um die Frage: Wie kann eine funktionierende Netzwerkstruktur geschaffen und erhalten werden? Zudem unterstützt und berät AbbVie die Netzwerke bei der Suche und Ansprache von Schirmherren und anderen relevanten Stakeholdern aus den Bereichen Politik und Versorgung; gemeinsam werden tragfähige Strategien entwickelt. |
Mehr Informationen finden Sie unter den folgenden Links:
https://www.kurpfalzkrankenhaus.de/news/2021/welt-parkinson-tag-2022/
https://parkinsonnetzwerkdeutschland.de/
https://www.abbvie-care.de/news/netzwerke-in-der-parkinson-versorgung/
https://www.youtube.com/watch?v=29PzuI5oOX0
Literatur:
[1] Springer Medizin (2019). Anzahl der Parkinson-Patienten hat sich verdoppelt. InFo Neurologie 21, 17. https://doi.org/10.1007/s15005-019-0049-7
[2] Van Munster, M. / Tönges, L. / Loewenbrück, K. / Warnecke, T. / Eggers, C. (2020). Building a Parkinson-Network–Experiences from Germany. Journal of Clinical Medicine.
[3] Eggers, C. / Wob, M. / Warnecke, T. / Prell, T. / Tönges, L. (2020). Parkinson-Netzwerke in Deutschland: Zukunft oder Utopie?. Fortschritte der Neurologie/Psychiatrie.